Nach mehrjährigen Wartungsarbeiten haben DIE KRUPPS ihre Werkstore wieder geöffnet, die Maschinen entstaubt und geschmiert und bereits erste Werkstücke ausgeliefert, die begeistert aufgenommen wurden ('Risikofaktor' und 'Industrie-Mädchen' hielten wochenlang die Spitzenposition in den DAC-Charts). Jetzt ist wieder Schichtbetrieb und mit "The Machinist of Joy" geht ein neuer Prototyp vom Band.
Der Album-Titel gibt bereits eine Orientierungshilfe - in Anlehnung an ihren Top-10-Billboard-Hit aus dem Jahr 1989: "MACHINERIES OF JOY" - und signalisiert, dass es wieder mehr die Elektronik denn die Gitarre ist, die das KRUPPS-Klangbild beherrscht. Dennoch sind Gitarrist Marcel Zürchers durchsetzungsstarke Riffs zielgerichtet in den Songs platziert.
DIE KRUPPS liefern also weiterhin „Metal MACHINE Music“ - nicht zuletzt ein Grund für das clevere Albumcover-Zitat: Denn nein, es ist nicht ein Lou-Reed-Epigone, sondern Jürgen Engler, der auf dem Album-Cover abgebildet ist. Aber Entwarnung - den Hörer erwartet nicht Proto-Industrial Noise, sondern das, was man die Essenz der KRUPPS nennen könnte: Maschinen-Musik; hart, tanzbar, teils episch, gespickt mit gezielten Gitarrenattacken und dem ewig währenden Hämmern des „Stahlofons“, gepaart mit zeitgemäßen kritischen Texten, die sich souverän von der Masse dessen absetzen, was heutzutage leider Norm ist.
In ihren Liedern beargwöhnen sie die Kriegs- und Industriemaschinerie ("Nazis auf Speed“, "Schmutzfabrik"), die zunehmende Enthumanisierung ("Robo Sapien") oder die Zustände im Heimatland ("Im falschen Land") - aber sind auch voll Freude bei der Arbeit ("Machinist of Joy", "Part of the Machine") und bei der Zweisamkeit ("Eiskalter Engel“, "Industrie-Mädchen"). Und auch die tragischen Geschehnisse um die Familie Essenbeck (wer mag, kann bei Viscontis 'Die Verdammten' nachschauen) finden Berücksichtigung.
Auch wenn DIE KRUPPS mitunter in der schwarzen Szene verortet werden, so sprechen sie doch Ihre eigene Sprache, und haben durch ihre lange Historie und die vielen durchlaufenen musikalischen Phasen einen breitgefächerten Hörerkreis - auf dem neuen Tonträger wird denn auch die ganze Bandbreite geboten.
Dies sind Lieder nicht nur für den Industrial-Dancefloor, sondern auch für Betriebsfeste und Protestmärsche, auf den Barrikaden und in den Werkskantinen... da, wo KRAFTWERK von Neonlicht und Schaufensterpuppen sangen, singen die KRUPPS von Schmutzfabrik und Engeln aus Stahl... sind sie die „Blue-Collar-Kraftwerk“? Die einstige geografische Nähe hat es vielleicht begünstigt... beide kommen ursprünglich aus Düsseldorf.
DEUTSCH und teilweise ENGLISCH wird gesungen; gehören DIE KRUPPS doch zu den wenigen erfolgreichen Industri(e)al-Exporten mit deutscher Provenienz. International sind auch die Standorte der Maschinisten: so entstand das Album auf der Produktionsachse Austin-Hamburg-Düsseldorf-Kanaren.