Der Tod und die Kunst sind untrennbar miteinander verbunden. Die Malerei, die Lyrik, die Musik, sie alle kommen nicht ohne den grimmen Schnitter aus, haben ihm über die Jahrhunderte mächtige Kathedralen errichtet. Eine Band, die sich immer wieder auf besonders bewegende Weise mit dem Tod auseinandergesetzt und uns dadurch ganz und gar monumentale Werke beschert hat, sind L'Ame Immortelle. Und 'Hinter dem Horizont' ist in dieser Hinsicht ihr Opus Magnum.
Was L'Ame Immortelle im Jahre 2018 gelingt, ist nicht weniger als die perfekte Symbiose aus ihren ganz frühen Tagen, ihrem Händchen für aufwühlende Gänsehautballaden und ihrer Lust am Experimentieren. So könnte schon das eröffnende 'Unendlich' in dieser Form eigentlich auch auf 'In einer Zukunft aus Tränen und Stahl' stehen, 'Dein Kuss' scheint glatt aus der unvergessenen Zeit von 'Wenn der letzte Schatten fällt' stammen. Stillstand war ihre Sache jedoch nie, also zeigen Kraushofer und Rainer in einem Stück wie 'Am Ende aller Tage' auch schon mal ihre Liebe zu The Cure in ihren 'Disintegration'-Zeiten. Wirklich erstaunlich ist, wie nahtlos diese musikalischen Zitate miteinander harmonieren und in einem gewohnt mystischen und dunklen, aber dennoch zu jederzeit dynamischen, spannenden, opulenten Soundbild aufgehen. L'Ame Immortelle haben sich neu erfunden ohne ihre alten Tugenden über Bord zu werfen. Schon wieder. Und haben mit 'Treiben' auch mal so eben den nächsten übermächtigen Clubhit in der Hinterhand.
'Hinter dem Horizont' ist das neue Manifest für die schwarze Szene, ein verzaubertes Werk, das Gothic in Reinkultur atmet und auch inhaltlich neue Maßstäbe setzt. Einfühlsam, melancholisch und nachdenklich thematisieren Kraushofer und Rainer das Dahinsiechen, den Tod, den Abschied und die Trauer, begeben sich hinein in eine dunkle Welt. Nicht jedoch ohne Hoffnung, ohne Kraft und ohne den Willen, weiterzumachen, das Schöne in der Vergänglichkeit zu suchen und zu finden. Sie sind nicht die ersten, die das tun. Doch selten wurde das Tabuthema Tod so echt, so ungekünstelt, so sensibel aufgegriffen wie es L'Ame Immortelle tun. Ein Meisterwerk selbst in ihrer ikonischen Vita, das niemanden unberührt lassen wird.
Den passenden Sound für eine Legende wie sie hat wieder Krischan Wesenberg (Rotersand) mit routinierter Hand und viel Kunstfertigkeit besorgt. Entstanden ist ein Klangbild, das bei aller technischen Brillanz nicht die Tiefe, die Lebendigkeit vermissen lässt. Es passt perfekt zu diesem Werk über den Tod, das bei aller Grimmigkeit doch das Leben in all seinen Facetten preist und die Vergänglichkeit zum höchsten Gut erklärt. Denn unsere Seele mag unsterblich sein. Wir sind es jedoch nicht. Machen wir das Beste daraus.
19.01.2017 - DE - Oberhausen - Kulttempel
20.01.2017 - DE - Frankfurt - Das Bett
01.02.2017 - DE - Hamburg - Markthalle
02.02.2017 - DE - Berlin - Kesselhaus
03.02.2017 - DE - Dresden - Beatpol
16.02.2017 - DE - Stuttgart - Club Cann
17.02.2017 - DE - München Backstage
02.03.2017 - CH - Zürich - Dynamo