TYING TIFFANY – "Drop"

Es ist so eine Sache mit den Musen. Oft wirken sie ihren Zauber nur vorübergehend, passen zu einem bestimmten Ereignis, einem Moment, einem schnell verflogenen Zeitgeist. Wer den Test der Zeit bestehen will, muss mehr als gut aussehen oder zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Muss Trends nicht aufgreifen, sondern begründen, muss führen, wo andere folgen. All das macht TYING TIFFANY seit 2005, schwebt durch ihren ganz eigenen verführerischen Kosmos, bezaubert mit einem ebenso originären wie makellosen Stil, liefert mit ihrer unverkennbaren Musik neue Impulse am laufenden Band. Und taucht mit „Drop“ tiefer denn je in ihr schillernd-verruchtes Universum aus technoidem Electro, Wave, Ambient und Indie ab.

Das Leben spielt sich nicht in sterilen Nachtclubs und überteuerten Szeneläden ab. Es pulsiert vor allem unter der Straße, in den Schatten, dort, wo sich die Schickeria niemals hintrauen würde. Hier, am Puls der Undergroundwelt, gelten andere Regeln, hier herrscht ein anderes Regiment. Und TYING TIFFANY ist seine Königin. Auf „Drop“ beweist sie das einmal mehr und schickt ein fluoriszierendes, unheimliches, verruchtes und zugleich sanftes Electro-Märchen durch die Nacht. Ihr gehört die Nacht, sie verkörpert mit ihren treibenden Rhythmen, ihrem gefühlvoll-lasziven Gesang und jener unerreicht verloren-nächtlichen Atmosphäre all das, was ein jeder von uns mit der perfekten Nacht verbindet: Sex, Spaß, Sinnlichkeit. In Ewigkeit.

Der Zauber von „Drop“ liegt aber nicht nur in der sinnlichen Darbietung, in TYING TIFFANYs geflüsterten, geträumten, gehauchten, geschrienen Versuchungen. Vielmehr erschafft die italienische Ikone einmal mehr eine völlig andere Welt, die den Vorgänger „Dark Days, White Nights“ zwar aufgreift, aber ihn schnell zugunsten einer weiteren Häutung zurücklässt. Wie nach einem One-Night-Stand, erwacht die Künstlerin im Morgengrauen, lässt den Liebhaber in den Laken zurück und macht sich auf, einem neuen Ziel, einer neuen Nacht entgegen. Denn soviel ist gewiss in ihrem sphärischen, düsteren, märchenhaften, doppelbödigen Electro/Ambient-Kosmos: Es wird immer eine weitere Nacht geben. Und sie wird immer ihr gehören.

Sitemap